Bundeskanzler Olaf Scholz hat im Rahmen eines Interviews mit dem Magazin „Stern“ Finanzminister Christian Lindner den Rücken gestärkt im Hinblick auf den Haushaltsstreit in der Koalition. Scholz betonte, dass Lindner die Ressorts über Limits informiert und dies zuvor mit ihm abgesprochen habe. Darüber hinaus kritisierte Scholz eine „gewisse Elite“, die sich abfällig über Arbeitnehmer äußere und betonte, dass niemand sich vor der Arbeit drücke, da viele Menschen gerne arbeiten möchten.

Angesichts der Debatte über die Vier-Tage-Woche und die Arbeitszeit in Deutschland erklärte Scholz, dass es viele Gründe für Teilzeitarbeit gebe und dies keineswegs mit Faulheit in Zusammenhang stehe. Er verwies auf Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit, die besagen, dass Arbeitnehmer im letzten Jahr 1,3 Milliarden Überstunden geleistet haben. Scholz betonte, dass Personen, die Teilzeit arbeiten, oft versuchen Familie und Beruf in Einklang zu bringen oder sich um ältere Angehörige kümmern.

Im Hinblick auf den Haushaltsstreit stellte sich Scholz an die Seite von Finanzminister Lindner und betonte, dass die Verantwortung der Bundesminister in Bezug auf den Haushalt klar sei. Er wies darauf hin, dass der Finanzrahmen für den Bundeshaushalt durch Steuereinnahmen und die Verfassung vorgegeben sei und lehnte Ausnahmen von der Schuldenbremse ab. Scholz äußerte seine Zuversicht, dass die Koalition trotz des Streits den Sommer überstehen werde und bekräftigte seinen Anspruch, auch nach der nächsten Bundestagswahl weiter Bundeskanzler bleiben zu wollen.

Zusätzlich sprach sich Scholz im Interview für eine schrittweise Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro aus. Derzeit liegt der Mindestlohn bei 12,41 Euro, und Scholz kritisierte die Mindestlohnkommission für ihre Entscheidung, den Mindestlohn nur minimal anzuheben. Er forderte, den Mindestlohn zunächst auf 14 Euro und dann auf 15 Euro zu erhöhen. Laut einer Forsa-Umfrage sind 57 Prozent der Deutschen für eine Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro pro Stunde.

Insgesamt betonte Scholz die Bedeutung von Arbeit und lobte die hohe Zahl an Erwerbstätigen in Deutschland. Er rügte jene, die sich abwertend über Arbeitnehmer äußern, und machte deutlich, dass Teilzeitarbeit und andere Engagements nichts mit Faulheit zu tun haben. Scholz appellierte an die Verantwortung der Minister in der Koalition, die Haushaltsziele einzuhalten, und zeigte sich zuversichtlich, dass die Koalition auch nach dem Haushaltsstreit weiterarbeiten könne. Er bekräftigte seinen Wunsch, auch über Herbst 2025 hinaus Bundeskanzler zu bleiben und sprach sich für eine Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro aus.

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